Ein Haus mit grüner Lunge

Die TIROLER VERSICHERUNG setzt bei ihrem Neubau auf Nachhaltigkeit. Welche Rolle dabei auch die Gebäudebegrünung spielt, erklären Bernhard König und Stefan Gieselbrecht, die mit der Planung und Umsetzung der Bepflanzung betraut sind.

Günter Wett

Um Platz zum Arbeiten und Leben zu schaffen, werden Städte immer mehr verdichtet. Dadurch gibt es jedoch immer weniger Grünflächen am Boden, die das Klima regulieren, Regenwasser aufnehmen oder Kleintieren einen Lebensraum bieten. „Wenn ich in der Innenstadt keine Möglichkeit habe, diese Flächen im Straßenraum anzulegen, werden Fassaden und Dächer relevant“, erklärt Bernhard König, Landschaftsarchitekt und Geschäftsführer von Green4Cities. König und sein Team haben die TIROLER VERSICHERUNG maßgeblich bei der Planung der Grünflächen unterstützt, um ein möglichst nachhaltiges und gleichzeitig ästhetisches Ergebnis für das Gebäude zu schaffen. „Große Flächen wie Fassaden heizen sich gerade im Sommer stark auf und kühlen kaum mehr ab“, führt der Experte weiter aus. Mit einer Fassadenbegrünung könne man dem effektiv entgegenwirken, weil Pflanzen nie wärmer als ihre Umgebungsluft würden. „Außerdem filtern sie Feinstaub aus der Luft und schützen die Fassade vor Witterung“, ergänzt Baumpfleger Stefan Gieselbrecht. Mit seiner Firma Grünkonzept hat er die gesamte Bepflanzung am Gebäude sowie die Bewässerungsanlagen und Beleuchtungen umgesetzt. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sei die Wirkung auf das Wohlbefinden der Menschen, wenn sie grüne Lebensräume statt grauer Betonklötze sehen. Dadurch ginge man direkt mit einem anderen Gefühl ins Büro.
„Dachgärten schützen Gebäude zusätzlich vor Sonneneinstrahlung und Wärmebildung. Im Gegensatz zur Fassade können sie aber auch große Mengen Regenwasser aufnehmen und speichern“, führt Gieselbrecht weiter aus. Dies sei gerade in der heutigen Zeit essenziell. „Ziel sollte immer sein, so viel Regenwasser wie möglich an einem Ort zu halten. Das ist bei der Planung mein erstes und oberstes Ziel“, so König.

GRÜNE FASSADE
Darum wurden alle zur Verfügung stehenden Flächen des Neubaus in die Planung miteinbezogen. „Jede Exposition an einem Gebäude ist erst mal ein Extremstandort für eine Pflanze. Ich muss also berücksichtigen, was die Konditionen vor Ort sind – sei es Wind, Sonne oder Volumen, das ich zur Verfügung habe“, erläutert König. Was bei der TIROLER VERSICHERUNG noch erschwerend hinzukam: „dass wir hier viele Büroräume haben, die belichtet werden müssen, darum hat das Gebäude auch sehr viel Fassade.“ Gieselbrecht und sein Team haben insgesamt 120 Fassadentröge bepflanzt und eine Outdoor Living Wall an der Fassade angelegt. „Dafür haben wir eine Konstruktion mit drei Lagen Vlies angebracht, bei der sich die Pflanzen von ihren Pflanztaschen aus über die ganze Fläche ausbreiten können“, erklärt Gieselbrecht.
Da jede Fassade anders ist, sei jede Bepflanzung immer auch ein Lernprozess für den Landschaftsgärtner: „Schon minimale Unterschiede wirken sich auf die Pflanzen aus, weshalb wir genau schauen müssen, welche sich eignen.“ Um das Wachstum und die Gesundheit der Pflanzen im Blick zu behalten, machen Gieselbrecht und sein Team dreimal im Jahr einen Pflegegang. „Grundsätzlich braucht eine Fassade mehr Pflege als eine ebene Fläche. Dabei nehmen wir zum Beispiel abgestorbene Pflanzen heraus oder setzen, wenn nötig, Nützlinge ein.“

WÄLDER PFLANZEN
Teil des Begrünungskonzepts sind neben den Fassaden auch ebene Flächen wie der Innenhof und das Dach. „Wir haben sehr differenzierte Standorte an dem Gebäude vorgefunden. Oben am Dach pfeift etwa der Wind und die Sonne brät herunter. Im Innenhof haben wir das genaue Gegenteil: Der ist sehr schattig und windgeschützt. Mit diesen Kontrasten spielen wir“, führt König das Konzept weiter aus. Für ihn sei die TIROLER VERSICHERUNG wie eine Gebirgslandschaft komprimiert an einem Ort. Daher habe man sich beim Dachgarten unter anderem für Latschenkiefer, Birke und Alpenrosen und im Innenhof für Eiche, Kiefer, Hainbuche und verschiedene Sträucher entschieden. „Für uns in der Umsetzung war es besonders wichtig, dass wir genügend Substrat – also Erde – für die Pflanzen und ihre Wurzeln haben. Bei der TIROLER VERSICHERUNG konnten wir am Dach bis zu 90 Zentimeter aufschütten“, so Gieselbrecht. Die entsprechende Masse musste also auch schon von der Statik mitbedacht werden. 15 Leute brauchte es, um das karge Dach in einen Gebirgswald zu verwandeln. Zum Gießen muss aber niemand mehr vorbeikommen – das erledigt die Bewässerungsanlage. Das Gesamtbild sehe man im Mai oder Juni 2025, wenn die Pflanzen genug Zeit zum Wachsen hatten.

In Zahlen:

  • bis zu 30.000 Blumenzwiebeln

  • 120 bepflanzte Fassadentröge

  • 3 große Dachtröge für Bäume

  • 1 Living Wall im Inneren des Gebäudes, die sich über 9 Stockwerke erstreckt

  • 2 Living Walls an der Außenfassade

Zur Person:
Bernhard König ist Landschaftsarchitekt und Geschäftsführer von Green4Cities. Neben Forschung und Entwicklung im Bereich grüner und blauer Infrastruktur liegt sein Schwerpunkt auf der Planung von Innenstadtund Gebäudebegrünung sowie großräumigen Klimawandelanpassungsstrategien.

Stefan Gieselbrecht ist Baumpfleger mit zusätzlicher Spezialisierung auf Fassadenbegrünung. Mit seinem Unternehmen Grünkonzept setzt er regelmäßig Begrünungssysteme in verschiedenen Bereichen um.

Text: Wiebke Hammling
Bild: Günter Wett

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